Rollstuhl fährt durch Wald und Wattenmeer

  • DUDERSTADT/ILMENAU (dpa). Mit einem neuen, geländegängigen Rollstuhl sollen sich Gehbehinderte künftig über Stock und Stein bewegen können.


    Der Rollstuhl wurde von der Fraunhofer-Gesellschaft gemeinsam mit dem Reha-Unternehmen Otto Bock in Duderstadt entwickelt. "Diese neue Technik verleiht Rollstuhlfahrern eine nie da gewesene Freiheit", berichten die Gesellschaft und das Unternehmen.


    Selbst eine Fahrt über Sanddünen oder das Wattenmeer solle möglich sein, teilte das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Systemtechnik in Ilmenau mit. Mühelos könnten Steigungen von 40 Prozent überwunden werden. Der Rollstuhl war von einem Gehbehinderten im Thüringer Wald getestet worden.


    "Der Multiple-Sklerose-Patient war begeistert, weil er wieder Ausflüge machen konnte, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein", so der Leiter des Anwendungszentrums, Professor Jürgen Wenstedt.


    Das motorgetriebene Gerät wird den Angaben zufolge inzwischen in Serie gefertigt. Mit seinen dicken Profilreifen und einem stabilen Überrollbügel erinnert es an einen kleinen Geländewagen und ist damit für Haus und Wohnung zu groß.


    Die Fraunhofer-Forscher haben außerdem ein elektronisches Überwachungs- und Notrufsystem getestet. Während der Fahrt kann es über das Satellitennavigationssystem GPS ständig die Position ermitteln und zu einer Leitstelle funken. Dort sehen Helfer auf einer digitalen Landkarte, wo sich der Rollstuhl befindet.


    Auf dem Bildschirm lassen sich auch die technischen Details ablesen - Füllung des Tanks, Ladung der Batterien, Neigung der Achsen, Antrieb der Räder. Selbst medizinische Werte - etwa Pulsschlag und Sauerstoffsättigung des Bluts - können eingeblendet werden. Im Notfall, wenn die Räder blockieren, der Rollstuhl umkippt oder der Puls des Patienten plötzlich zu rasen beginnt, kann das System automatisch einen Alarm auslösen.