Anwendung nicht zugelassener Arzeneimittel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Alle,


    hat vielleicht einer von Euch bereits Erfahrungen mit nicht zugelassener Medikamente ?

    (z.B. Probleme mit Verordnung, Kostenübernahme d. Krankenkasse etc.)


    Dies ist erlaubt, wenn Patienten nicht mit schon zugelassenen Arzneimitteln geholfen werden kann.

    Bei uns (Ataxie) meine ich Medikamente gegen Begleitsymptome wie Spastiken, Schluckprobleme usw.


    Ich habe noch keine Erfahrungen damit.

    Hintergrund ist eine Anfrage der Achse e.V. (Seltene Erkrankungen), die im November einen Workshop

    zu diesem Thema auf der Mitgliederversammlung in Berlin anbieten werden.

    Wenn Ihr Erfahrungen oder Fragen zu diesem Thema habt, könnte ich diese zum Workshop mitnehmen.


    Viele Grüße

    Stefan

  • Hallo Stefan


    Das ist im Moment Thema bei mir.


    Es geht um ein Medikament dessen Wirkstoff mir bereits hilft, aber der Wirkstoff an sich, weil es als Nahrungsergänzungsmittel gilt, wird von meiner Krankenkasse zur Zeit nicht übernommen.


    Unerklärlicherweise (für mich jedenfalls) gibt es mit diesem Wirkstoff zur Zeit nur ein einziges (!) Medikament auf dem Pharma Markt welches aber erst vor kurzem in den USA zugelassen wurde. Für D soll die Zulassung beantragt sein.


    Meine Erfahrung bisher.


    1. Antrag:

    Kasse prüft und lehnt ab


    2. Antrag, bzw. Widerspruch + Attest und Empfehlung vom Neurologen:

    Kasse und MDK prüfen und lehnen wieder das nicht zugelassene Medikament ab, aber geben dafür Empfehlungen heraus für die üblichen Medikamente die man(u) dann noch so ausprobieren könnte. (... aber nicht will, weil sie eh schon drei konventionelle Medikamente mit zig Neben und Wechselwirkungen zum einnehmen hat)


    3. Antrag bzw. Widerspruch + Arztbrief von der Uni Klinik mit klarer Empfehlung für das nicht zugelassene Medikament:

    Kasse und MDK prüfen nochmal und, schmunzel ... genehmigen wieder andere zugelassene Medikamente die zwar auch diesen einen Wirkstoff enthalten, aber auch noch einen Weiteren, was zuviel des Guten wäre.


    Aber! Erklären auch warum es noch abgelehnt wird und unter welchen Voraussetzungen es dennoch genehmigt wird.


    Damit kann man durchaus in den nächsten Widerspruch starten.


    Ich muß an dieser Stelle eingestehen, das mir dafür erstmal der Atem gefehlt hat, weil es so unglaublich zermürbend ist, sich über Monate nur mit Widersprüchen zu beschäftigen. Das war schon eine Herausforderung die Ärzte davon zu überzeugen, das es helfen könnte und auch dieses gewisse Risiko selber zu tragen ob es auch nicht schadet.


    Aber ich gebe nicht auf ...


    Ende nächster Woche bin ich in der Verlaufskontrolle und probiere dann den 4. Anlauf auf Kostenübernahme. Zur Zeit zahle ich meinen "Wirkstoff" als Nahrungsergänzungsmittel selber.


    Ich berichte dann weiter


    GLG von Manu

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

    Einmal editiert, zuletzt von streunerin ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Manu,


    vielen Dank für Deine Erfahrungen und ausführliche Antwort.


    Das Thema 'Nicht zugelassener Medikamente" ist für mich neu.

    Im Internet fand ich gerade einen Artikel ( 26.12.2016 / Süddeutsche Zeitung) zu diesem Thema.

    (https://www.sueddeutsche.de/ge…on-medikamenten-1.3301149)

    Auszüge daraus:

    ....Die entsprechenden Programme der Europäischen Medizinagentur EMA heißen "adaptive pathways" und "priority medicines", in beiden Fällen geht es darum, Medikamente ohne die üblichen Studien auf den Markt bringen zu können, insbesondere ohne die entscheidenden Tests......

    .... "Diese Art der Zulassung wird außerdem auf Patienten beschränkt bleiben, die sonst sterben oder mit schweren Behinderungen rechnen müssen, weil sie keine therapeutischen Optionen mehr haben.....


    So wie ich es verstehe:

    In Amerika sind (seit ~ Ende 2016) keine Studien mehr für eine Marktzulassung eines Medikamentes erforderlich.

    Es wird am Patienten selber 'getestet' ob es hilft oder nicht.

    Es bringt Chancen und Risiken zu gleich.

    Je stärker die Erkrankung/Beschwerden sind, desto eher ist man vielleicht bereit etwas Neues auszuprobieren/riskieren.

    Schweres Thema , oder ?

    Vielleicht kannst Du rausbekommen, wann (vor 2016 ?) dein Medikament in den USA die Zulassung bekommen hat.

    (für dich, um die Risiken (siehe oben) besser beurteilen zu können)


    Ich bin nun etwas mehr im Thema, und hoffe aus dem Forum vielleicht noch mehr von Euch zu diesen Thema

    erfahren zu dürfen.


    Liebe Manu, vielen Dank für Deinen Beitrag.


    Viele Grüße

    Stefan

  • Ja ... Marina, damit stehen bzw. sitzen grade viele in den Graubereichen fest und haben kaum Begleitung. Auch die behandelnden Ärzte sind da nicht immer für offen.

    Je stärker die Erkrankung/Beschwerden sind, desto eher ist man vielleicht bereit etwas Neues auszuprobieren/riskieren.

    Schweres Thema , oder ?

    Hallo Stefan


    Genau dann fängt die Not an.


    Ich lebe jetzt seit weit über 40 Jahren mit einer Form von Leukodystrophie und bin seit 14 Jahren u.a. auch auf ein Barbiturat eingestellt um die Symptome wie Tremor und vor allem die Reizfilterschwäche zu lindern. Aber ich will nicht zu weit dazu ausholen, weil es zu individuell ist.


    Ich stand vor einem Jahr vor der Entscheidung dieses eine konventionelle Medikament zu erhöhen, weil sich die Symptome (Dystonien, Reizfilterschwäche) weiter verstärkten, aber damit wäre ich auch erheblich müder und antriebsloser geworden und wäre in einen "Zombiemodus" abgedriftet, der mir gar nicht so behagt.


    Also Alternativen suchen ... und sich damit auseinander setzen. Ich will auch nicht weiter um den heißen Brei rumreden. Mir persönlich hilft halt das Cannabidiol aus der Cannbispflanze für einige meiner Symptome.


    Aber lt. MDK Gutachten muß es zynischer Weise ein Arzt verschreiben, aber die Apotheke (In Deutschland) darf es nicht als Arzneimittel herausgeben. Und die Kassen bezahlen es nicht, weil es "nur" als Nahrungsergänzungsmittel angesehen wird.


    Andersrum könnte ich Sativex oder Dronabinol bekommen. Diese enthalten aber THC. Und das ist mir (noch) zuviel des Guten.


    Nun liegt meine Hoffnung halt auf diesem Medikament. (Darunter stehen auch sehr viele gute Infos zu dem Stand an sich) Es müßte dann voraussichtlich für meine Beschwerden auch off Label verschrieben werden, aber dennoch.


    Ich will, das es die Kassen als Arzneimittel anerkennen und die Ärzte es mit gutem Gefühl verschreiben und begleiten können. Ich bin jetzt eigentlich ein sehr freiwilliges Versuchskaninchen. ;)


    Zu warten bis darüber wieder zig. Studien auch in D gelaufen sind, ist mir echt zu lange. Abgesehen davon, gibt es da bereits eine enorme Studienreihe zu und das reine CBD ist auch nicht erst seit ein paar Jahren entdeckt.


    Und letztendlich ist eigentlich jeder seine eigene Studie. Grade bei diesen enorm seltenen Krankheitsbildern.


    Schmunzel, soviele gibt es gar nicht von meiner Sorte um eine Studie überhaupt starten zu können.


    GLG von Manu

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Manu,


    O.K., ich kann Dich sehr gut verstehen.

    Vielen Dank nochmal. Dieses spezielle Thema (Cannabidiol) ist allgegenwärtig und vielleicht kann ich ja mit dem Ein oder Anderen in Berlin darüber sprechen (Erfahrungsaustausch).


    Viele Grüße

    Stefan