ISL gegen pauschalisierte Einwilligung zur Organspende

    • Offizieller Beitrag

    ISL gegen pauschalisierte Einwilligung zur Organspende

    Veröffentlicht am Montag, 17. September 2018 von Ottmar Miles-Paul


    Berlin (kobinet) Die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland (ISL) spricht sich vehement gegen eine pauschalisierte Einwilligung für eine Organspende bei Menschen aus. Damit reagiert sie auf die Vorschläge von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, wonach jeder Mensch in Deutschland automatisch einer Organspende zustimmt, wenn dem nicht ausdrücklich widersprochen wird.

    Die von Jens Spahn angekurbelte Debatte zur automatisierten Einwilligung für eine Organspende berücksichtigt nach Meinung der ISL nicht die Belange von behinderten Menschen, die sich auf Grund ihrer Behinderung nicht frei dazu äußern können. "Die vom Gesundheitsminister vorgeschlagene Widerspruchslösung verstößt ganz klar gegen Artikel 3 der UN-Behindertenrechtskonvention, weil dadurch die Freiheit des Menschen, eigene Entscheidungen zu treffen, torpediert und seine Selbstbestimmung unzulässig eingeschränkt wird“, protestiert die ISL-Geschäftsführerin Dr. Sigrid Arnade.

    Auch die bioethische Sprecherin der ISL, Petra Stephan, kritisiert dieses Vorhaben: "Behinderte Menschen, die mit einer Betreuung leben und nicht in der Lage sind, ihren eigenen Wunsch aufgrund von körperlichen oder kognitiven Einschränkungen mitzuteilen, dürfen keinesfalls dieser automatisierten Einwilligung ausgesetzt werden. Schließlich können sie weder einen Widerspruch noch eine Zustimmung formulieren.“ In ihrem behindertenpolitischen Grundsatzprogramm, dem Hamburger Programm, warnt die ISL davor, dass die Entscheidung für oder gegen eine Organspende nicht als schnell getroffene Standardentscheidung erfolgen darf. Stattdessen sind ausreichend Informationen und Beratung anzubieten.

    Das behindertenpolitische Grundsatzprogramm der ISL steht unter folgendem Link als Download zur Verfügung: ISL Hamburger Programm


    Quelle: https://www.kobinet-nachrichte…igung-zur-Organspende.htm

    • Offizieller Beitrag

    Das ist interessant, Marion.

    Denn viele Ataxie Betroffene fragen sich vielleicht, was geht mich dieses Thema an?

    Ich kann doch keine Organe spenden - Oder?

    Zum Thema Organspende habe ich auch einen Beitrag von Dr. Kreuz gefunden.

    http://ataxie.de/Leben%20mit%20Ataxie/organspende.html

  • Ich finde,dieses Thema geht alle an. Man kann jedem zumuten,sich damit zu beschäftigen und sich dazu zu äußern.

  • Ich trage einen Packen Spenderausweise bei mir, spätestens alle 2 Jahre kommt ein aktueller hinzu.

    So ist seit 2010 vortlaufend dokumentiert, dass ich nicht spende.

  • Grundsätzlich ist das schon eine Diskussion wert.

    Das Menschen mit seltenen Erkrankungen gar nicht spenden können, ist schon klar.

    Aber immerhin leben ca. 80 Mio. Menschen in Deutschland, davon sind gerade mal ca. 350 freiwillige Spender???? (Hallo)

    LG Wolfgang

    • Offizieller Beitrag

    Ich trage seit 25 Jahren einen Organspendeausweis bei mir, seitdem ich das Dilemma bei meiner Freundin mit der Dialyse

    mitbekommen habe. Sie konnte nur durch eine Spenderniere gerettet werden.


    Seit dieser Zeit ist mir bewusst, ich kann nicht erwarten, dass Menschen bereit sind im Notfall mir ein Organ zu spenden und ich selbst lehne es ab. Aber das ist mein Empfinden und jeder Mensch muss es für sich selbst entscheiden.

  • Auf der einen Seite sollte sich schon jemand sehr bewußt damit auseinander setzen können ob er spenden will oder nicht. Das sehen die vom ISL schon ganz richtig.


    Für mich ist das spenden von Organen auch ok. Der Schelm in mir hat es auch mit in der Patientenverfügung verfügt damit es äh, auch schnell genug klar geht. Da ich keinen religiösen Vorgaben etc. unterliege, brauche ich auch nicht am Stück für die Einäscherung bleiben. (Ich weiß, das ist makaber formuliert)


    Es gibt auch ganze Körperspenden nach dem Tod um an Krankheiten forschen zu können oder Medizinstudenten die Möglichkeit zu geben, an einem zu lernen. Aber damit tue ich mich sehr schwer, das könnte ich nicht. Das erinnert mich zu sehr an Van Helsing.


    LG von Manu

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Die automatische Einwilligung ist mehr als überfällig.

    Aber immerhin leben ca. 80 Mio. Menschen in Deutschland, davon sind gerade mal ca. 350 freiwillige Spender???? (Hallo)

    Wenn diese Zahl auch nur annähernd stimmt ist das mehr als erschreckend.

    Jedes Jahr sterben Menschen weil sie kein Spenderorgan bekommen und Leute müssen aus Geldmangel sich verstümmeln und eine Niere oder ein Auge verkaufen.

    Außerdem könnte ich dann nach meinen Tode noch etwas gutes tun und ein Leben retten. Dabei ist es mir vollkommen egal wesen Leben das ist.

    Das eines Familienvaters oder das eines kriminellen, wichtig ist hier der Mensch.

    In anderen Ländern ist es so, dass jeder der in diesem Land stirbt automatisch Organspender ist wenn er nicht dagegen widersprochen hat. Dabei ist es egal ob es sich um einen Einheimischen handelt oder um einen Touristen. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube in Österreich ist das so.

    Manchmal muß man die Leute zwingen etwas gutes für die Allgemeinheit zu tun.

    Personengruppen die nicht selber widersprechen können kann man bestimmt irgendwie davon ausnehmen z.B. Leute die nicht als allg.

    Geschäftsfähig gelten.

    Ich trage schon lange einen Organspendeausweiß bei mir.

    per aspera ad astra

  • Ich bitte ausdrücklich darum, sich mit dem Thema intensiver zu beschäftigen, bevor vielleicht gelobt wird, was des Lobes nicht wert ist.


    Das Argument, in anderen Ländern gehts doch auch ist ein stumpfes Schwert, wenn man sich anschaut, wie dort der Tod definiert wird. Wie wir alle wissen, müssen die Organe entnommen werden, wenn der Körper noch etwas ähnliches wie Leben in sich hat. Hierzulande wird reanimiert auf Teufel komm raus und oft gelingt es, diese Menschen in ein annehmbares Leben zurück zu holen. In Spanien ist das zB nicht so. Da wirst du ruck zuck für Tod erklärt - aber nicht im Sinne wie bei uns, wir haben das Kriterium "Hirntod". Das heißt, der Körper wird künstlich am Leben erhalten bis die Organe transplantiert werden. Wie schaut es da in anderen Ländern aus, wenn der Patient für "Tod" erklärt wird? Einfach nicht viel tun, damit man einen Toten hat, den man dann an Maschinen anschließt, damit man seine Organe nutzen kann?


    Es ist mitnichten so, das "Hirntote" nichts mehr spüren!

    Es ist bekannt, dass der Hirntod nicht automatisch heißt, dass der Körper nichts mehr spürt, vielfach wird die Transplantation ohne Narkose beim "Hirntoten" vorgenommen, nur wenn der "Tote" sich dann noch rührt, wird anesthesiert, weil seine Bewegungen den Operationsablauf stören.


    Mich stört dieses aggresive Werben um die Organspende und das immer so getan wird, als wäre dies ein "Heilmittel". Eine Transplantation ist immer nur die temporäre "Lösung" des Problems, denn sie verlängert unter Umständen Leben, rettet jedoch keines. Wenn alles gut geht, muss der Patient zeitlebens starke Medikamente nehmen, um die Abstoßung des neuen Organs zu verhindern. Das klappt nicht immer und oft genug klappt es nicht. Jedes transplantierte Organ hat ein "Verfallsdatum". Beim einen hält es zwei Jahre, beim anderen vielleicht 5, wenn es gut geht, auch etwas länger - und dann? Darüber spricht niemand!


    Es gibt A und B und C Organe, je nachdem, in welchem Zustand der Organspender war. So wird zB die Raucherlunge eines Mannes einer jungen Frau eingepflanzt, die dann an Lungenkrebs erkrant. Toll, was?


    Es wurden und werden Organe verpflantzt, die kränker machen, als der Patient vorher war. So wurde vor kurzem erst 20 Patienten mit Hepatitis infizierte Nieren implantiert nur um zu sehen, ob ein Medikament einer Pharmafirma in der Lage ist, bei diesen Patienten die Hepatitis zu heilen. Es gelang wohl mehr oder weniger gut. Aber ich frage mich, warum ist dieses Medikament nicht für jeden Patienten mit Hepatitis auf dem Markt`? Denn das ist es nicht!


    In Mainz wurden Organe einer jungen Frau transplantiert, deren Todesursache nicht klar war. Erst als die transplatierten Patienten krank wurden, wurde nachgeforscht. Es stellte sich heraus, die Junge Frau war vor ihrem Tod in Pakistan und wurde von einem tollwütigen Hund gebissen. DAS war ihre Todesursache! Etliche der transplantierten Patienten starben auch daran. Auch toll, nicht wahr?

    Das sind nur einige wenige Beispiele für das, was nicht gut läuft in Sachen Organtransplantation.


    Für mich spricht vieles gegen eine Organspende, mehr als dafür. Ehrlich gesagt, mir wäre es lieber, das Sterben dürfen wieder zuzulassen und nicht auf Teufel komm raus Gott zu spielen.

  • Ich bin gegen eine automatische Einwilligung, obwohl ich weiß wie wichtig es wäre, dass mehr Organe gespendet würden.

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




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  • Das ist ja ein Argument für die automatische Einwilligung.

    Schließlich mussten sie die Organe wegen mangelnder Auswahl nehmen.

    per aspera ad astra

  • So lange nicht geklärt ist, in wie weit es stimmt, daß Spenderorgane fehlen, weil sie nicht entnommen werden, mit der Begründung den Kliniken sei das zu unwirtschaftlich, halte ich die Zwangsspende für anmaßend.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.

  • Hallo Vogt


    Ich glaube das ist der falsch Ansatz, denn jeder, der in einem Zustand ist, so das er als Organspender infrage kommt, hatte ja irgendwas, was seinen Tod verursacht hatte. Man hat also immer eine unsichere Bank, was denn den Tod verursacht hat und was "Gutes" für den nächsten übrig bleibt.

  • Da sind viele Gedanken nun bei, an die ich nicht so gedacht habe.


    Ich wollte mit 20 Jahren mal Blut spenden, aber wurde abgelehnt weil ich sehr untergewichtig war, glaub 45 kg und nicht den gesündesten Eindruck gemacht habe. Klar, die Symptome der Ataxie Erkrankung waren schon sehr deutlich.


    Das ganze Procedere (Fragebogen musste ausgefüllt werden, sogar eine kleine ärztliche Untersuchung wurde gamacht) hat mich dennoch sehr positiv gestimmt. Für mich hieß das, ok ... die nehmen wirklich nicht Jeden und das stärkte schon mein Vertrauen in diese Sache an sich.


    Bei meinen Organen denke ich daher auch. Nicht Alle davon sind vielleicht noch zu gebrauchen und ob die Ärzte geschädigte Nieren oder die Leber noch verpflanzen wenn sie absehbar nicht richtig funktionieren wird? Ich glaube das nicht. (Oder will es vielleicht auch nicht)


    Es sind ja nicht "nur" Organe, auch Gewebe gehört dazu und da kommt schon einiges zusammen.


    Ich sag es mal so. Es gibt auch Menschen für die ist das weiterleben selbst von nur wenigen Jahren mit einem fremden Organ/ Gewebe mit all den OP Schmerzen und Zusatzkomplikationen schon wichtig.


    Aber das sind noch ganz andere Fragen die nur die Menschen beantworten können die dringend ein Organ brauchen.

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Liebe Manu


    es gibt in Sachen "Spenden" in der Tat eine Doppelmoral. Scout hat einen Punkt angesprochen. Ganz viele Kliniken machen in ihren Häusern das Thema "Suche nach Organspendern" erst gar nicht auf, weil sie die Liege und Versorgungskosten bis zur Feststellung, ob der der Patient Spender ist, als Spender geeignet ist, oder Bedarf an seinen Organen besteht, imense Kosten für ein Intensivbett verschlingt.


    Die Klinik die den Patienten sozusagen "aufbewahrt", bekommt nur einen Bruchteil der Kosten, das die Klinik erhält, die dann die Transplantationen macht. Doppelmoral hoch drei.


    Auch Majofrajo hat einen Punkt genannt, der diese Doppelmoral enthält. Ihr Sohn wird nicht typisiert für eine Knochenmarkspende, aber wie Dr. Kreutz es schon ausgeführt hat, spricht nichts dagegen, ihn als potientiellen Organspender zu betrachten.


    So ist es auch bei der Blut und Plasmaspende. Schwule, Menschen die chronisch krank sind, Medikamente nehmen, usw. sind als der Blut und Plasmaspender ausgeschlossen, aber als Organspender gerne gesehen.


    Darum schrieb ich, man solle sich mit der Thematik befassen. Mich ärgert es maßlos, wenn Promis ihre Nase in eine Kamera halten und für Organsspenden werben, ohne sich je näher damit beschäftigt zu haben. Ich hab nen Hauptschulabschluss, bin also kein genialer Überflieger. Was ich weiß von dem Thema, kann jeder wissen, sofern er sich denn damit beschäftigt.

    Einmal editiert, zuletzt von regentage ()

  • Ich kann eure Bedenken irgendwo verstehen und akzeptiere eure Meinung dazu.

    Trotzdem werde ich an meiner Ansicht festhalten.

    Ich habe bisher von einigen Leuten sehr viel Hilfe erfahren.

    Natürlich kenn auch ich Leute (wie bestimmt alle von uns) die einem nicht helfen.

    Ich möchte gern ein Stück von der erfahrenen Hilfe zurückgeben, allerdings fehlt es mir da an den Möglichkeiten. Ich bin nicht bei der Polizei, der Feuerwehr, dem THW oder ähnlichen, ich kann den Leuten nicht aktiv helfen.

    Durch meine Organspende habe sogar ich die Möglichkeit dies zu tun.

    Der Gedanke, jemanden mit einem Organ von mir geholfen oder gerettet zu haben verschafft mir doch ziemliche Genugtuung.

    Und bei der Organentnahme wird schon so lange gewartet bis der Hirntod eingetreten ist. Sobald das Gehirn nicht mehr arbeitet ist man nicht mehr am Leben. Herz und Blutkreislauf kann man natürlich mit Pumpen und Elektrostimulation an Stück in Bewegung halten, aber letztendlich sind das mechanische Vorgänge.

    Horrormeldungen von div. Medien sollte man schon sehr kritisch sehen.

    Wenn ich jemanden mit einem rette habe ich nicht umsonst gelebt und mein Tod war nicht Sinnlos.

    per aspera ad astra

  • Du sprichst mir aus dem Herzen...

    LG Wolfgang

  • Dem kann man unmöglich widersprechen. Das ist so was wie eine der Grundlagen des humanistischen Wertesystems. Daraus aber einen Automatismus abzuleiten, empfinde ich als Endwertung.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.