Kartenspiel „Wie geht´s? Wie steht´s? Spielerische Impulse für Selbsthilfegruppen“
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Im Sommer 2016 entwickelte das Selbsthilfe-Büro Niedersachsen zusammen mit erfahrenen Fachfrauen aus niedersächsischen Selbsthilfekontaktstellen das Kartenspiel „Wie geht´s? Wie steht´s? Spielerische Impulse für Selbsthilfegruppen“ als Arbeitshilfe für Selbsthilfegruppen mit Fragen rund um das Gruppenleben. Ursprünglich als sinnvolles Give-Away für die Teilnehmer*innen des ersten landesweiten Selbsthilfekongress „Stärken erkennen und ausbauen“ geplant, hat sich das Kartenspiel inzwischen über die Grenzen Niedersachsens hinaus als kleiner „Hit“ entwickelt.
Die Idee: Die Gruppe in ständiger Bewegung
Die Idee hinter der Spielentwicklung gründet auf der komplexen Dynamik des Gruppenlebens. Jede Selbsthilfegruppe, in der ein gemeinsames Thema bearbeitet und sich einander auf Basis gegenseitigen Vertrauens geholfen wird, hat „gruppentechnisch“ bereits viel erreicht. Man hat sich auf ein Thema und Ziel geeinigt, bestimmte Kommunikationsformen gefunden und mehr oder weniger bewusst den einzelnen Teilnehmer*innen Rollen zugewiesen. Diese stabilen Strukturen sind einerseits für die gemeinsame Arbeit notwendig, andererseits bilden sie immer mal wieder Anlass zum neuen Aushandeln, wenn sie als zu starr empfunden werden oder Teilnehmer*innen neue Bedürfnisse und Ansichten entwickeln. Auch das Eintreten oder Ausscheiden von Mitgliedern kann die bisherigen Gruppennormen infrage stellen. Nicht jeder Wunsch oder jede Stimmung wird offen kommuniziert, nicht jede Veränderung ist sichtbar oder allen bewusst. So lohnt es sich, ab und zu auch ohne offensichtlichen Anlass, sich einfach mal „nur“ mit der Gruppe und ihren Mitgliedern zu beschäftigen.
Das Kartenspiel als Impulsgeber
„Wie geht´s? Wie steht´s?“ möchte den Gruppen Impulse geben und die Mitglieder animieren, sich in spielerischer Weise mit den verschiedenen Aspekten des Gruppenlebens sowie ihrer persönlichen Rolle, ihren Vorstellungen und Wünschen bezüglich des Gruppengeschehens auseinanderzusetzen. In den Spielregeln wird das Ziel des Spiels folgendermaßen formuliert: „Punkte gibt es in diesem Spiel nicht zu gewinnen, aber die gesamte Gruppe kann gewinnen. Nach einer Beschäftigung mit den Fragen auf den Karten können alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Rolle/Position in der Gruppe gefunden haben, wissen, wie es um die Gruppe bestellt ist und was an ihrer Gruppe besonders ist“.
So wird „gespielt“
Der Kartensatz enthält 34 Fragen, unterteilt in die Themenbereiche „ICH in der Gruppe“, „WIR als Gruppe“ und „Die Gruppe und ihr UMFELD“. Für eigene Fragen stehen Leerkarten zur Beschriftung zur Verfügung. Die Spielregeln können je nach Situation und Bedarf variabel angewendet oder völlig frei gestaltet werden. Ob alle Fragen bunt gemischt in der Spielrunde berücksichtigt werden oder nur Fragen eines bestimmten Themenbereichs, entscheiden die Spieler*innen selbst. Die Fragen können per Zufallsprinzip gezogen oder gezielt herausgepickt werden, in der großen Runde oder in Kleingruppen beantwortet werden. Wichtig ist, dass jedes Mitglied antworten kann und nicht nur die üblichen Wortstarken. Bei sehr schwierigen Themen ist die anonyme schriftliche Beantwortung per Zettel und die anschließende Besprechung der gesammelten Antworten denkbar.
Rückmeldungen aus Selbsthilfegruppen zum Spiel
Rückmeldungen aus Selbsthilfegruppen zeigen, dass das Kartenspiel als sehr hilfreich für die Gruppenarbeit angesehen wird. Die Gruppen berichten von lebendigen und belebenden Diskussionen, die alle Mitglieder aktivieren. Mithilfe der vorgegebenen „objektiven“ Fragekarten werden auch Themen innerhalb der Gruppe angesprochen, die kritisch sind und mitunter vermieden werden, aber für ein beständiges und für die Teilnehmenden zufriedenstellendes Zusammensein wichtig sind. Langjährig bestehende Gruppen nehmen das Kartenspiel zum Anlass, sich mit Fragen zu beschäftigen, die sie sich mitunter lange nicht gestellt haben. Aber auch beim Eintritt neuer Mitglieder in eine bestehende Gruppe wird das Bearbeiten der Fragen zur Orientierung in der Gruppe genutzt. Ein Vorschlag aus einer Selbsthilfegruppe richtet sich an die Selbsthilfekontaktstellen: Auf Gesamtgruppentreffen könnte das Spiel angewendet werden, um die Gruppen miteinander ins Gespräch zu bringen. Der Austausch und Vergleich mit anderen Selbsthilfegruppen sei gerade für solche ohne Organisationszugehörigkeit wichtig.
Wer es also mal „wagen“ möchte, im Gruppenalltag innezuhalten, um sich nur mit der Gruppe und seinen Mitgliedern zu beschäftigen,