Wenn die Eltern von Betroffenen alt werden ...

  • Wie geht ihr damit um?


    Das Thema wird sicher polarisieren und Einige werden mit Sicherheit antworten, dass sie die Pflege von ihren Eltern übernehmen können.


    Doch wie lösen es diejenigen, die bereits selber auf umfassende Unterstützung im Alltag angewiesen sind und die wenigen Ressourcen die sie noch haben, dann auch für sich brauchen?


    Ich bin da grade in einem ziemlichen Dilemma, da meine Mutter nach dem Tod vom Vater seit knapp drei Jahren die Familie wieder ganz für sich entdeckt hat und naja, seeeeehr darauf besteht, das sich die Töchter (hab noch ne Schwester) nun auf allen Ebenen um sie kümmern.


    Anmerkung, was die Unterstützung massiv erschwert: Für gesundheitliche Einschränkungen der "Brut" fehlt ihr jedes Verständnis. X/

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • "Hey Mama, ich brauch selber Hilfe" so nen Satz is deiner Mama egal :rolleyes: :?:


    Ich weis nicht ,...... aber ich würde zu ihr sagen : "Tut mir leid Mama, aber du musst selber damit klar kommen"

  • "Hey Mama, ich brauch selber Hilfe" so nen Satz is deiner Mama egal :rolleyes: :?:

    Ich schreib mal besser nicht, was sie darauf antwortet. Ich sitz ja eh nur den ganzen Tag rum und hab noch nicht mal einen Mann oder Kinder bekommen. 8)


    Die Frau ist 84 und hat auch eine, sagen wir, andere Ideologie gehabt. Ein behindertes Kind mußte in den 70 ern entweder funktionieren und sich sehr versteckt halten. Oder wurde sonst irgendwo "hingebracht" und verschwand dann ganz von der Bildfläche.


    Nun gut. Das Thema an sich habe ich mehr oder weniger mit psychologischer Hilfe aufarbeiten können um nicht komplett daran kaputt zu gehen.


    Ich mache daher jetzt unfreiwillig eine Art von direkter Konfrontationstherapie durch um nicht vom einstigen kleinen Opfer nun zur Täterin zu werden. Gelingt mir soweit, aber ich suche ernsthaft Gleichgesinnte, die eine ähnliche Erfahrung durchmachen oder durchgemacht haben.

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Liebe Streunerin,

    meiner Meinung nach solltest du auf keinen Fall versuchen beim Kümmern so etwas wie die Pflege zu übernehmen. Und du solltest dich auch nicht verantwortlich fühlen. Ich finde es wichtig und richtig, dass du dich abgrenzt und deiner Mutter zeigst, dass du ihrem Wunsch nach Hilfe und Unterstützung nicht nachkommen kannst, so wie sie sich das wünscht.


    So wie ich das aus deinen früheren Beiträgen erfahren habe, vermute ich auch nicht, dass sich in eurem Verhältnis noch viel zum Positiven ändern könnte, wenn es bis jetzt nach dem Tod deines Vaters nicht geschehen ist.


    Vielleicht schaffst du es ihr immer mal wieder mit deinen Erfahrungen weiter zu helfen, wenn es um Anträge oder ähnliches geht. Aber vermutlich wird sie das für sich nicht hilfreich oder umsetzbar finden.
    So zumindest sind meine eigenen Erfahrung im Verhältnis zu meinen Eltern, und das, obwohl ich das Verhältnis zu ihnen als gut und nicht gestört bezeichnen würde.

    Humpty Dumpty sat on a wall, Humpty Dumpty had a great fall.
    All the King's horses and all the King's men, couldn't put Humpty together again.

  • meiner Meinung nach solltest du auf keinen Fall versuchen beim Kümmern so etwas wie die Pflege zu übernehmen. Und du solltest dich auch nicht verantwortlich fühlen. Ich finde es wichtig und richtig, dass du dich abgrenzt und deiner Mutter zeigst, dass du ihrem Wunsch nach Hilfe und Unterstützung nicht nachkommen kannst, so wie sie sich das wünscht.

    Das sehe ich genauso. Ich bin zwar nicht Betroffene; sondern nur Angehörige (mein Mann hat MSA) aber ich habe gerade die Pflege meines Vaters (91) abgeben müssen, weil es selbst für mich einfach nicht mehr zu schaffen war und er nun in ein Pflegeheim kommt. Dieser Schritt ist mir zwar schwergefallen, aber es nutzt ja niemanden, wenn man selbst dabei krank wird oder es aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist.

  • streunerin hallo,

    ich würde mich gegenüber meiner mutter so verhalten, wie du es tust. wir können als kranke menschen, die selber kaum kraft für die bewältigung ihres alltags haben, auch noch die pflege anderer übernehmen, selbst wenn es der engste angehörige ist.


    oft hört man vielleicht "was habe ich für dich getan, als du klein warst, habe dich großgezogen usw."

    wir haben uns nicht ausgesucht, auf die welt zu kommen, sondern es war die entscheidung unserer eltern.


    daher finde ich es egoistisch, sollten sie meinen, wir wären nun für sie im alter verantwortlich.

    wenn deine mutter kein verständnis dafür hat, ist es nicht dein problem.

    ein schlechtes gewissen musst du keinesfalls haben.

    Schöne Grüße, Lori :)






  • Glück auf

    Wenn ich das so lese denke ich, daß ich noch Glück hatte.

    Ich konnte die Pflege meiner Mutter ja nicht übernehmen, allerdings hatte meine Mutter dafür Verständnis.

    Da ich aber doch irgendwas tun wollte habe ich die organisatorischen Aufgaben übernommen, da mein Vater damit überfordert war.


    Jetzt, da beide seit mehreren Jahren tot sind, ärgert es mich allerdings schon manchmal das ich nicht mehr tun konnte.

    Ich würde gerne wissen, was sie darüber gedacht haben.

    Der kleine hilft in seinen Rahmen oder wir sind jetzt so alt und müssen machen was dieser Rotzlöffel sagt.

    Das selbe Problem habe ich mit meinem großen Bruder, denn den habe ich, samt seiner Ataxie, quasi geerbt.

    Ich tu was ich kann, aber viel ist es halt nicht.

    per aspera ad astra

  • Vielen Dank für eure Gedanken und auch die eigenen Erfahrungen.

    Vielleicht schaffst du es ihr immer mal wieder mit deinen Erfahrungen weiter zu helfen, wenn es um Anträge oder ähnliches geht.


    Naja, meine Erfahrungen will sie eigentlich gar nicht wissen. Damit will und wollte sie sich auch nie mit auseinander setzen. In Seniorentreffs oder in der Tagespflege sind ihr auch alle zu alt oder krank und die würden ja Rollatoren oder sogar Rollstühle brauchen. (Ernsthaft, da fehlen mir dann die Worte für)


    Ich helf ihr, wie ich kann, keine Frage. Aber wenn etwas nicht geht, dann holt sie die emotionale Keule raus, wie einsam und allein sie mit allem wäre.


    Hat sie dann ihre Hochphasen, weil sie mit meiner Schwester auf Kneipentour war, bin ich das unerträgliche "Sorgenkind" um das sie sich ja immer noch kümmern müßte ... (höhö)


    Leute, es ist verdammt schwierig. Ich mußte lernen, mich massiv abzugrenzen.


    Lori_Ma , Du hast Recht, aber Mütter bleiben wohl auch Mütter die es schaffen, einen da zu packen, wo man gefügig ist.

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Aber wenn etwas nicht geht, dann holt sie die emotionale Keule raus, wie einsam und allein sie mit allem wäre.

    Dann ist meines Erachtens der Zeitpunkte erreicht die eigene Keule auszupacken um dem Gegenüber, wer immer es auch ist, deutlich zu machen, dass man eigene Persönlichkeitsrechte hat.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.

  • Die "Keule" gegen die eigene Mutter auszupacken ist so eine Sache.


    Ich glaube, ich hätte es nicht drauf gehabt und Du hoffentlich auch nicht.

    per aspera ad astra

  • Bevor meine Mutter vor über 2 Jahren starb, war sie schon längere Zeit recht krank (geistig aber "voll drauf"), konnte Vieles nicht mehr allein bewältigen.

    Früher war immer ihre Aussage, dass sie eines Tages niemanden "zur Last fallen" wollte. Von mir hätte sie auch nie erwartet, dass ich sie pflege (das war ganz klar für sie).

    Wir hatten jahrelang davon gesprochen, dass wir uns nach und nach Pflegeheime mit Betreutem Wohnen ansehen wollten und sie sich ggf. dort auf die Warteliste setzen lassen wollte.


    Als sie körperlich aber immer schwächer wurde, wollte sie davon nichts mehr wissen und meinte, dass sich im Ernstfall schon jemand darum kümmern MÜSSE, dass ihre Pflege in der eigenen Wohnung sicher sei.

    Unsere Einwände, dass dies nicht ohne weiteres ginge, wollte sie - trotz ihres eigentlich klaren Verstandes - nicht mehr hören. Pflegeheime unverbindlich anschauen, nö!! :thumbdown:


    Ich half ihr bei bürokratischen Angelegenheiten aller Art. Mein Mann besorgte ihr (neben ihrem Pflegedienst) Lebensmittel, fuhr sie auch schon mal zum Arzt, Friseur usw. Doch das war mit einem Mal nicht mehr genug und zu selten.

    Nun wohnen wir nicht gerade um die Ecke (war immer ne recht lange Fahrt). Mein Mann hat auch anderes zu tun und seine Hobbies (sowie mich als Klotz am Bein :(). Das stieß nicht so recht auf ihr Verständnis, doch mehr konnten (und wollten wir nicht tun).


    Das nur zum Thema, dass sie mal meinte, sie wolle niemanden zur Last fallen. Die Erwartungen waren dann doch anders.

    Wenn sie nicht gestorben wäre, wäre sie zwangsläufig nach dem Krankenhaus in irgendeinem Heim gelandet, in dem gerade ein Platz frei gewesen wäre (war gerade zu Beginn der Corona-Zeit).


    Sorry, für den langen Text. :Kapitulieren:


    LG Maria

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




  • Pflegeheime unverbindlich anschauen, nö!!

    Naja das hat für viele den Beigeschmack das man es ihnen einreden möchte und sie dann abschiebt.

    Viele verbinden Pflegeheim eben immer noch mit Armenhaus, siechtum und tot.

    Ich würde mich bei dem Gedanken das sich meine Tochter mit mir ein Pflegefall anschauen will auch nicht recht wohlfühlen.

    per aspera ad astra

  • Die "Keule" gegen die eigene Mutter auszupacken ist so eine Sache.


    Ich glaube, ich hätte es nicht drauf gehabt und Du hoffentlich auch nicht.

    Vogt du hast offensichtlich überlesen, dass von einer emotinalen keule die rede war.

    zudem glaube ich, dass du den beitrag von Maria vll. auch nicht so richtig gelesen hast. :rolleyes:

    Schöne Grüße, Lori :)






    Einmal editiert, zuletzt von Lori_Ma () aus folgendem Grund: nachtrag

  • Ich glaube, ich hätte es nicht drauf gehabt und Du hoffentlich auch nicht.

    Bei meiner eigenen Mutter hat sich die Frage nie gestellt. - Zum meinem Glück.

    Ich halte solche absoluten Aussagen zu Lebzeiten schon deshalb für problematisch, weil man das was noch kommt oder sich entwickelt nicht voraussehen kann.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.

  • Die "Keule" gegen die eigene Mutter auszupacken ist so eine Sache.


    Ich glaube, ich hätte es nicht drauf gehabt und Du hoffentlich auch nicht.

    So sehe ich es aber auch. Denn damit agiere ich dann genauso wie sie und genau das will ich vermeiden. Mit 20 habe ich noch tiefen Frust geschoben und bin dann auch in gewisser Weise abgehauen und hab mir alleine ohne Unterstützung mein eigenes Leben aufgebaut. Trotz der gesundheitlichen Einschränkungen.


    Jetzt mit 53 kann ich viel mehr begreifen, auch die gesamten gesellschaftlichen Umstände und wieviel Einfluss diese ebenfalls hatten.


    Die emotionale Keule, bzw. der emotionale Missbrauch den sie immer gepflegt und auch heute noch versucht, kann ich zwar sanft zurück spiegeln. Mehr geht nicht, weil dann wirklich die ganze Tirade los geht. ("... wie kannst du nur ..." " ... wegen dir hatte ich dieses und jenes ...")


    Ich denke, wenn Menschen alt werden, sie verändern sich mit ihren Wahrnehmungen von früher. Schaffen sich auch neue "Wahrheiten" und vieles was kacke lief wird auf einmal positiv gefärbt. (Das Verhältnis zum Vater z.b.) Als Kind gingen die nahezu täglich sehr aggressiv miteinander um und das war nie feierlich, aber jetzt in ihren Erinnerungen hat sie sich das Familiendasein beschönigt.


    Soll ich ihr das nehmen? Nein, ich lasse ihr den Glauben. Vielleicht sehe ich das jetzt auch als Aufgabe, ihr gedanklich den Frieden zu geben und keine Fässer mehr zu öffnen, die einst zu Brüchen geführt haben.


    Nun gut ... weiter sehen und auf mich achten.


    Ich Danke Euch sehr für all eure Gedanken und Geschichten. Hat mir gut getan, mal drüber zu schreiben. :)

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Ja, liebe Manu, achte auf Dich. Nur Du kannst auf Dich aufpassen. :Trösten:


    Es geht mir auch so, meist ist es eine Erleichterung wenn ich mir über Probleme etwas von der Seele schreiben kann.

    Nicht immer ist jemand da, mit dem ich über Probleme reden kann (oder darüber sprechen will).

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




  • hallo zusammen


    als ich eure beiträge gelesen habe,
    habe ich g edacht zu diesem thema hast du auch was zu sagen.

    als meine mutti im vergangenen jahr gestorben ist, hat sidh für mich vieles verändert..nicht nur der schmerz das sie nicht mehr da ist, ist sc hlimmm. seit den tode mei nes vater ss 2004 habe ich mit ihr zusammen gelebt. sie war meine vertraute und f reunin und hel ferin. aber gott sei dank habe ich eine li ebe familie die mich unterstützt.

    trotzdem suche ich jetzt eine ausländische pflegekraft. kann jemand mir dabei helfen oder einen tip gben .

    HERR, gib mir die Gelassenheit Dinge hinzunehmen die ich nicht ändern kann,
    gib mir aber den Mut die Dinge zu ändern die ich ändern kann! (Aus der Bibel)

  • Liebe Nunu


    Ich Danke dir für diesen sehr wichtigen Beitrag. Denn auch damit, bei dem allerbesten Verhältnis, müssen Betroffene einen Weg finden wenn jemand stirbt oder auch wegen des Alters nicht mehr kann.


    Hast Du schon mal von der unabhängigen Teilhabeberatung gehört? Die könnten dich am besten beraten. Zumal es für viele Menschen mit Pflegebedarf mittlerweile möglich ist, mit einem persönlichen Budget eine oder mehrere persönliche Assistenten/ Assistentinnen zu finanzieren.


    Soweit ich weiß, sind ausländische Pflegekräfte nicht dauerhaft bei einem, aber ich kenne mich damit nicht wirklich aus.

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Hallo ich möchte auch meine Probleme zu dem Thema äußern die bei mir etwas anderes liegen da meine Mutter für ihr Alter noch ziemlich fit ist (91 Jahre). Sie hat auch Pflegestufe 2 und ist noch in ihrer Wohnung und kommt noch einiger masen zu recht, hat sich aber als ihr Sohn 2013 im Pflegeheim bei uns im Ort gestorben ist, dort angemeldet. So war für meine Schwester und mich die Pflege für meine Mutter gesichert (wir wohnen beide rund 300 km entfernt). Nun ist es ganz anders gekommen, da meine Schwester und ich die Pflegefälle geworden sind und meine Mutter damit psychische Probleme hat, da sie uns in keiner weise helfen kann. So hat jeder seine Probleme und ich muss damit klar kommen und die Tochter von meinem Bruder ist noch schlimmer dran als ich denn der geht es genau wie mir, nur sie ist erst Mitte 30 Jahre.