Ich bin ja noch mobil. Wenn ich auf einem "normalen" Weg gehe, eiere ich etwas, oder stolpere über meine Füsse. Aber sobald die Situation subjektiv "gefährlich" wird, und da reicht schon ein Hang aus, bekomme ich eine Art Tunnelblick, bin für nichts mehr ansprechbar. Auch wenn die Gefahr objektiv Überschaubar ist. Das ähnliche beim Spurwechsel Auto, Strasse überqueren. Ich versuche ja alle meine Defizite zu trainieren, aber dagegen fällt mir wenig ein. Hat einer eine Idee? Psychologisch habe ich Ansätze, aber bewegungstherapeutisch o.ä.?
Tunnelblick
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Ich kann es mir nur so erklären : Wenn es"gefährlich"wird,konzentriert man sich auf die Situation und schaltet dann alles andere aus.
Das mit dem Straße überqueren,kenne ich auch.
Das hat sich inzwischen verloren.
Da hilft nur üben,üben....
Ich bin früher auch viel gestolpert,alle Schuhe waren verkratzt.
Ich bin früher sogar dazu übergegangen,nur Schuhe zu kaufen,wo die Schuhspitzen einen Kratzer nicht weiter übernahmen.
Aber auch das hat sich verloren
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Sagen wir es so:
Dein Gehirn leistet in solchen Momenten Großartiges, wenn es das "drumherum" ausblendet, damit du dich ganz, also wirklich ganz auf deine Schritte, bzw. Spurwechsel mit dem Auto konzentrieren kannst.
Klar, will man noch so multitasken wie früher. Aber dann wird es unter ganz schlechten Umständen gefährlich, weil das Gehirn von allen Seiten Input aufnimmt und sich dementsprechend strubbelig verhält. Und das wiederum läßt dich unsicher werden.
Beispiel: Kleinkinder im Auto. Lautes Radio und dauerquasselnde Beifahrer sind im Gesamtpaket purer Streß. Hatte ich oft, als ich auch noch mobil war. Da mußte ich manchmal die Fahrt abbrechen, weil mein Körper gar nicht mehr zu kontrollieren war.
War ich alleine, war ich gechillt und sicher.
Der Tunnelblick ist daher eine gute Strategie deines Großhirns, vereinfacht ausgedrückt. Hattest du bestimmt auch zu gesünderen Zeiten, aber jetzt wird es einem bewußter, weil es im Alltag öfter nötig wird.
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Das macht Sinn, aber ein Aspekt ist die fehlende Multitaskingfähigkeit. Da ist üben angesagt. Beim Gehen bewußt Sachen außerhalb des Sichtfeldes bewusst wahrnehmen.
Der Tunnelblick hat denke ich eher etwas mit Angst zu tun. Der setze ich mich ja gezielt auch aus. Aber das Ergebnis befriedigt mich zu wenig. Am Wochenende ein Weg im Mittelgebirge am Hang. Eigentlich objektiv ungefährlich, guter Weg (nicht rutschig oder steinig oder zu eng). Aber ich merkte, wie langsam der Tunnelblick kam. Alles wurde bedrohlich, ich nahm die Situation subjektiv als einschränkend war. Besser wurde es erst, als ein Geländer kam. Ist das "nur" Angst???
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Nur Angst ist es sicher nicht.
Gerade wegen eingeschränkter Multitasking Fähigkeit ging ich zum Neurologen.
Gehen und gleichzeitig in der umgehängten Tasche kramen,war fast unmöglich.
Früher ging das.
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Meine Sicht:
Ist das "nur" Angst???
Jein, nicht direkt, denke ich. Soviel du auch übst, die Degeneration der Nervenbahnen schreitet voran und nimmt dir die u.a. (Tiefen-)Sensibilität. Tag für Tag wird das "Sehen" der Muskeln und Gelenke schlechter, am Gehirn kommt weniger an.
Man kann zwar meist noch gut Laufen, es fühlt sich aber immer diffuser, fremdgesteuerter an. Die Abläufe und Muskelansteuerung funktionieren oft noch halbwegs.
Um hier entsprechend zu kompensieren musste ich mich optisch orientieren und mir ständig Fixpunkte suchen und verfolgen um relativ dazu meine eigene Position und Haltung zu finden. Je freier die Fläche wurde, umso schwieriger.
Dein Gehirn muss auf Höchstleistung funktionieren um das zu leisten. Der Tunnelblick war auch mein ständiger Begleiter, reden konnte man in den Situation nicht mit mir. Du halt blendest alles Nichtnotwendige aus.
Wird es eng, also z.B. im Flur, zwischen stehenden Autos, Waldwegs, etc. fiel mir die Kompensation leichter, die FIxpunkte waren einfach näher und auf Augenhöhe.
Kannst du dich mit geschlossenen Augen noch auf den Beinen halten?
Wie ist es, wenn du ein "laufendes Geländer" hast? Nur mit einer aufgelegten Hand auf einer Schulter, ohne aufzustützen, konnte ich deutlich stressfreier und weiter laufen. Die Person sollte sich weniger an deiner Wackeligkeit orientieren, sondern bestenfalls stetige, "vorhersehbare" Bewegungen machen - also ganz normal verhalten.
Wichtig neben dem "selbstauferlegtem" Stress die Übungsroutine durchzuziehen und (wie es klingt) weiter auszubauen ist, auch die Psyche im Blick zu haben und ggf. hier zu handeln. Es scheint mir so, als klopft die Anpassungstörung schon an. Lauf da nicht zu tief rein, das macht alles schlimmer.
Das Gefühl der Angst empfand ich immer als ziemlich Deckungsgleich. Du hast ja (begründete) Angst vor dem Kontrollverlust, insbesondere z.B. beim überqueren der Straße. Dein Gehirn bekommt zu wenig wichtigen Input, dein limbisches System warnt vor drohenden Konsequenzen. Sind ausgleichende Bewegeungen (z.B. wie Schutzschritte) überreguliert (überschiessend)? Davor kann man auch Angst bekommen.
So wie ich das lese reagiert dein Körper richtig, aber du bist auch Enttäuscht davon?!
Das ist der "Drache Ataxie" den du reitest.
Die Worte resultieren aus meinen eigenen Erfahrungen und müssen nicht zutreffen. Um die psychischen Scharmützel auszuräumen kommt man allein oder mit nichtneutralen Personen selten voran.
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geschlossene Augen: geht, aber wird wackelig. Die Kinder haben so ein VR Spiel, das nehme ich z.H. zum üben. Da bin ich von der reelen Welt entkoppelt, muss aber ohne Fixpunkt stehen, ja in Grenzen bewegen. Aber ich verliere ab und zu das Gleichgewicht, lasse mich aufs Sofa plumpsen. Das laufende Geländer hilft. Bei "schwierigen" Passagen bleiben oft die Kinder bei mir, und reichen bei Bedarf die Hand.
Ich weiss noch, bei meinem Vater mit Rollator reichte ein kleines Antippen als Feedback, wenn er zu sehr schwankte. Auffängen hätte ich nie können.
Enttäuschung resultiert halt auf der gewohnten gesunden Reaktion (=Trainingserfolg). Das will halt noch nicht in meinen Schädel, diese Einbahnstrasse.
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Ich versuche ja alle meine Defizite zu trainieren, aber dagegen fällt mir wenig ein. Hat einer eine Idee? Psychologisch habe ich Ansätze, aber bewegungstherapeutisch o.ä.?
Irgendwann kommt der Punkt, ab dem man keine Trainingserfolg mehr hat, wo man nur noch dem beschleunigten Verfall entgegenwirken kann. Ohne Erkrankung wärst du mit diesem Einsatz wohl topfit für den Ironman
Enttäuschung resultiert halt auf der gewohnten gesunden Reaktion (=Trainingserfolg). Das will halt noch nicht in meinen Schädel, diese Einbahnstrasse.
Ich glaube hier solltest du dran bleiben. Du solltest lernen welche Meisterleistung du eigentlich schon die ganze Zeit erbringst und weniger beobachten was nicht mehr so gut geht und das in den "inneren Vordergrund" stellen.
Den Tunnelblick und Angst hast du am Ende wahrscheinlich auch, lernst aber wie dich diese Situationen nicht innerlich auflöst und du nicht verzweifelst.Wenn du dann weiterhin noch so aktiv wie eh und je bleibst, kannst du wohl nicht mehr viel mehr rausholen. Leider.
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geschlossene Augen: geht, aber wird wackelig. Die Kinder haben so ein VR Spiel, das nehme ich z.H. zum üben. Da bin ich von der reelen Welt entkoppelt, muss aber ohne Fixpunkt stehen, ja in Grenzen bewegen. Aber ich verliere ab und zu das Gleichgewicht, lasse mich aufs Sofa plumpsen.
Stehst du dabei komplett frei? Oder spürst du hin und wieder die Couch in den Kniekehlen?
So oder so, eine richtig gute Übung wenn es dir nicht leicht fällt. Eher grenzwertig schwerIch weiss noch, bei meinem Vater mit Rollator reichte ein kleines Antippen als Feedback, wenn er zu sehr schwankte. Auffängen hätte ich nie können.
Das ist schon enorm, wenn auch nicht verwunderlich.
Oft Frage ich mich, ob es eine gute Lösung für Ataxler durch Biofeedback gibt. Eine leichte Berührung, ein leichter Reiz reicht oft aus um Blockaden oder Bewegungsmuster (wie das Schwanken) im wesentlichen aufzulösen. Das sollte mal jemand machen, automatisieren und bauenGegen die schlechte Haltung bei einem Schlaganfall gibt es da schon ein paar Sachen. Ob EEG gesteuertes Neurofeedback was bringt bezweifle ich aber.
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Enttäuschung resultiert halt auf der gewohnten gesunden Reaktion (=Trainingserfolg). Das will halt noch nicht in meinen Schädel, diese Einbahnstrasse.
Das ist eine durchaus bittere Erkenntnis. Versuche es anders zu bewerten.
Aber bei allem was du trainierst und übst, wärst du unter anderen gesunden und auch jüngeren (!) Umständen vielleicht ein Profi Fußballer, Schlagersänger oder Bergsteiger um es überspitzt zu formulieren.
Aber auch die müssen irgendwann mal aufhören weil die ganz normale biologische Uhr auch noch tickt. Außer du bist Johannes Heesters ...
Das mit dem Straße überqueren,kenne ich auch.
Das hat sich inzwischen verloren.
Da hilft nur üben,üben....
Genau DAS (und die anderen Schwierigkeiten) wurden auch bei mir durch stetiges Üben und sich immer wieder aufs Neue mit solchen Situationen zu konfrontieren, besser bewältigt.
Das Gehirn schaltet sich neue Verknüpfungen um die defekten alten Verbindungen zu umgehen. Davon bin ich mittlerweile sehr überzeugt.
Nun gut, Spötter (die gibt es leider zu Hauf) verhöhnen manchmal noch gerne, weil ich schon lange ganz den Rolli brauche und PG 3 habe, aber dennoch finde ich es für mich immer wieder aufs Neue sensationell, noch alleine aus dem Bett zu kommen. So sollte man seine täglichen Leistungen auch sehen.
Ups, ich lese grade erst Schleichers Thread mit fast den selben Gedankengängen
Hatte gestern schon mit dem schreiben angefangen ...
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Wenn du dann weiterhin noch so aktiv wie eh und je bleibst, kannst du wohl nicht mehr viel mehr rausholen. Leider.
Zu mir hat mal ein Physiotherapeut in der Reha gesagt : Von der Reha profitieren nur diejenigen viel,die zu Hause wenig machen.
Die zu Hause schon viel machen,haben wenig Nutzen.
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Es klingt zwar traurig für die Fleissigen, aber es ist logisch. In der Erstwoche Fr. Brötz gab es einen richtigen Schub nach vorne. Weil viele Organsysteme angeregt wurden (analog zur Reha). Seither hält sich das in etwa.
Von daher klingt es logisch.
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Rein physisch wird das stimmen. Die Wiederholungen über einem längeren Zeitraum kann man in der Reha auch nur bedingt abbilden, schliesslich ist der Aufenthalt endlich.
Aber bestenfalls ist Reha doch mehr als "nur" Physiotherapie (mir ist bewusst, dass der Physiotherapeut sich nur für seine Domäne ausgesprochen hat).