Vital Klinik Dreizehnlinden in Bad Driburg

  • Reha in Bad Driburg/ Vital Klink Dreizehnlinden


    Meine Krankenkasse hatte es mal richtig gut mit mir gemeint und auf Anhieb für vier Wochen eine stationäre Reha Massnahme in der Vital Klinik Dreizehnlinden in Bad Driburg genehmigt.


    Ich bin im weiter fortgeschrittenen Stadium einer durch Leukodystrophie verursachten komplizierten spastischen Spinalparalyse und bereits ganz auf den Rollstuhl angewiesen. Noch mit PG3 und von allen Symptomen her, auch eine therapeutische Großbaustelle. Auch kamen im Laufe der Jahrzehnte psychosomatisch bedingte Einschränkungen hinzu.


    Es ist halt wie es ist. Für mich war die Stabilisierung des komplexen Krankheitsbildes das Hauptziel für die Reha um einen höheren Pflege/ Assistenzbedarf weiter hinauszögern zu können. Sehr motiviert trat, oder besser, rollte ich zur Reha an.


    Die Vital Klinik Dreizehnlinden liegt extrem zentral und doch sehr ruhig. Der barrierefreie Bahnhof von Bad Driburg befindet sich direkt gegenüber. Ebenso Busverbindungen und auch Taxen, die direkt vor der Klinik, bzw. dem kleinem Bahnhof abrufbar stehen. (Stand August 2o23)


    Aber auch zu Fuß, bzw. im Rollstuhl mit E-Unterstützung ist man in 10 min in der kleinen Innenstadt oder im Gräflichen Park. Die oft großzügige Barrierefreiheit der Wege machte mir so vieles an Unternehmungen in den freien Zeiten zum Wochenende möglich. Man trifft durchaus auch auf viele unerreichbare Wegstrecken durch die bergige Infrastruktur, aber dennoch kann beachtlich viel im Rollstuhl erreicht werden. An dieser Stelle ein herzliches Danke an Bad Driburg Barrierefrei ev. Für ihr großes Engagement vor Ort.


    Die Klinik selber bietet viele kleine Bereiche zum ausruhen, entspannen oder plaudern mit anderen Patienten. Sowie Terrassen, Cafe, Schwimmbad, strategisch gut gelegte Behindertentoiletten und viele lange barrierefreie Gänge um sich auch innerhalb der Klinik ordentlich bewegen zu können. Es gibt direkt einen kleinen Park hinter der Klinik, der aber leider nur bedingt rollstuhltauglich ist.


    So wie ich es vor Ort wahrgenommen habe, liegt der therapeutische Schwerpunkt der Klinik bei Orthopädie, wovon man im Bezug auf „laufen“ lernen, bzw. in meinem Fall die Standfestigkeit der Beine zu verbessern, auch mit einer neurologischen Erkrankung enorm viel profitieren kann. Da ich mit meinem Krankheitsbild sehr selten bin, war ich erstaunt wie feinsinnig, kompetent und auch menschlich sich der Stationsarzt Dr. Ahmed und der Chefarzt Dr. Baltaev der Neurologie, mit mir und meinen Symptomen auseinander gesetzt und darauf auch die Therapien ganzheitlich angeordnet und begleitet haben. Dadurch fühlte ich mich von Anfang an sehr gut begleitet, was sich auch letztendlich nur positiv auf den Therapieerfolg ausgewirkt hat.


    Zur Physiotherapeutischen Behandlung gehörten:


    Bewegung der Beine in der Beinschiene


    Hochvolt Therapie der Beine (Elektrotherapie)


    Ultraschall Therapie der Füße


    Motomed


    Darauf baute sich das Stehtraining auf bis hin zu einer, für mich, beachtlichen Wegstrecke mit Unterarmgehwagen und zwei Therapeutinnen links und rechts, denn die Ataxie läuft ja mit, die ich nach drei Wochen zurück legen konnte.


    Dazu kam bei mir noch Gedächnistraining, Ergotherapie und Entspannungstraining, sowie Logopädie mit erfrischend neuen Ansätzen. Meine Woche war gut gefüllt. An manchen Tagen zu sehr und auch zu eng gelegt, aber man kann und sollte es vor Ort ansprechen um Abhilfe zu erfahren.


    Ebenso gab es eine Ernährungsberatung und einen Sozialdienst. Sowie einzelne Vorträge, je nachdem, welche Schwerpunkte man hatte.


    Für weitere Entspannung sorgten die Wärmebehandlungen und die Einheiten im bzw. auf dem Hydrojet. Eine Art Wasserbett die mit wechselnd hartem Wasserstrahl für eine ordentliche Rückenmassage gesorgt hat.


    Auch mit meinem Einzelzimmer hatte ich richtiges Glück. Denn die Hälfte der Zimmer auf meiner Etage waren Doppelzimmer. Die Mahlzeiten, ich konnte sie dankenswerter Weise auch auf meinem Zimmer einnehmen, waren immer lecker und vielfältig. Aus drei Gerichten konnte man vorab frei wählen. Nahrungsmittelunverträglichkeiten wurden im vollen Umfang berücksichtigt und im Vorfeld besprochen.


    Was für mich zu einer besonderen Herausforderung wurde, war wohl die fehlende Assistenz die ich ansonsten abrufen kann, wenn ich zu Hause Unterstützung brauche. Vor Ort gab es zwar die sehr hilfsbereiten Pflegekräfte, aber auch eher im Rahmen des pflegerischen Bedarfs. Für die Pflegeeinsätze brauchte es teilweise auch zeitliche Geduld, weil der Personalmangel grade in diesem Bereich spürbar war.


    Darüber hinaus wurde man zwangsläufig wieder erheblich selbstständiger. Ein Umstand der oft enorm viel Kraft gekostet hat, denn ich war ja auch außerhalb der Klinik alleine unterwegs und im Rückblick etwas wagemutig, aber die Umgebung war einfach zu schön um sie nicht im Rahmen des Möglichen zu erkunden.


    Dennoch, auch wenn mir meine eigenen Einschränkungen Grenzen gesetzt haben, waren diese vier Wochen eine richtig gelungene Zeit für mich.


    Würde ich diese Klink weiter empfehlen?


    Wenn man Gleichgesinnte Mitpatienten mit Ataxie bzw. seinem Krankheitsbild und dem Umgang damit braucht, bzw. auch Gesprächsbedarf dazu hat, kann es vielleicht schwierig werden. In den vier Wochen sind mir vielleicht zwei, drei Mitpatienten mit annähernd ähnlichen Symptomen begegnet, aber es ergaben sich keine Gespräche darüber. Dennoch denke ich, dass vielleicht auch dadurch von Seiten der Ärzte und Therapeuten:innen sehr individuell geschaut wird, was jemand ganz speziell für sein jeweiliges Krankheitsbild benötigt. Auch wer gerne viel Remidemi und Jungvolk sucht, wird sich vielleicht nicht so wohlfühlen.


    Die Physioabteilung hat in meinen Augen wirklich alles zu bieten. Auch ein Schwimmbad gehört dazu, welches sogar frei genutzt werden kann. Ausprobiert habe ich es nicht, da ich mich im Wasser nicht mehr so wirklich wohl fühle, aber der Zugang ist Rollstuhlgerecht und es gibt einen Lifter, sowie eine barrierefreie Toilette im Umkleidebereich.


    Für mich war die allgemeine Ruhe in der Klinik, die wunderschöne Aussicht und überhaupt die gesamte Kuratmosphäre ohne Streß oder Hektik ein absolutes Plus für mein Wohlbefinden. Da auch das wlan der Klinik während meines Aufenthaltes kaum funktionierte, bekam ich auch mal wieder den Kopf frei und genoß mal richtig ein wenig ein Leben ohne www. Eine weitere positive Erfahrung die mir mal richtig gut tat.


    Gerne würde ich noch mal dorthin, dann aber entweder mit Begleitung oder stundenweiser Assistenz. Oft dachte ich, so eine Reha wäre mir vor 10 Jahren noch erheblich leichter gefallen. Das war mein einziger Wermutstropfen. Man sollte nicht zu lange warten. Die Reha macht einem auch klar, wie und wo man sich mit seinem Krankheitsbild befindet.


    Manu / Stand September 2o23

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Hallo streunerin , danke sehr für Deinen ausführlichen Bericht. Wie sind denn aktuell die Bewilligungs- und Zuteilungszeiten? Wie lange hat der Prozess bei Dir gedauert?


    VG,


    Robert

  • Hallo Robert,


    die Woche nach Ostern begann mein Antragsmarathon. Für mich, bereits berentet, war der Hausarzt zuständig. Er hat auch die erforderlichen Formulare.


    Anfang Juni bekam ich die Zusage und die Reha begann am o2. August.


    LG von Manu

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi

  • Danke sehr!


    Bei mir wäre die DRV Bund zuständig. Ich mache dann den Antrag selbst, online. Ich wollte aber erstmal eine positive Antwort von einer Klinik haben, dass sie mit meiner seltenen Erkrankung überhaupt etwas anfangen können.


    VG,


    Robert

  • Ich wollte aber erstmal eine positive Antwort von einer Klinik haben, dass sie mit meiner seltenen Erkrankung überhaupt etwas anfangen können.

    Hallo Robert,


    die Hoffnung will ich dir nicht nehmen, dennoch befürchte ich, das wir "Seltenen" wohl überall eine gewisse Pionierarbeit zu unseren Krankheitsbildern leisten müssen.


    Ich habe nur zu zwei Kliniken Erfahrung, das war jetzt Dreizehnlinden in Bad Driburg und 2o15 war ich in der Wicker Klinik in Bad Wildungen.


    Letztere ist(?)/ war auf MS spezialisiert (Stand 2o15) Da steckt die Ataxie mit drin und dadurch war sie kein Fremdwort und im Rückblick waren viele Therapien sehr gezielt darauf abgestimmt.


    Auch diese fand ich damals wirklich gut. Vergleichen kann und mag ich nicht so sehr, da ich jetzt in Dreizehnlinden nochmal ganz andere Bedürfnisse hatte als 2o15.


    Ich denke, eine Reha ist so oder so ein großes Abenteuer. Kann toppen oder floppen.


    Gutes Gelingen für die Suche wünsche ich Dir


    Manu

    Liebe Grüße von Manu


    Denke nicht an das Gewinnen, doch denke darüber nach, wie man nicht verliert.

    Gichin Funakoshi