Die 5 Phasen der Krankheitsverarbeitung

  • ... wie komme ich mit der Erkrankung klar? 35

    1. Ich kann das alles noch nicht glauben und komme überhaupt nicht klar (6) 17%
    2. Ich bin hilflos und wütend (3) 9%
    3. Alles fällt mir schwer, es wird nur schlechter (7) 20%
    4. Jetzt erst recht ... irgendwas wird helfen und die haben sich bestimmt geirrt (1) 3%
    5. Es ist wie es ist, es gehört halt zu mir ... irgendwie komme ich heute gut klar (22) 63%

    Hy ihr Lieben,


    mir war schon immer danach das mal hier einzustellen:


    Ist viel zu lesen ...


    1) Schock - Verleugnung ('Nicht-wahrhaben-wollen')


    Die Konfrontation mit der Diagnose einer schweren Erkrankung führt häufig zu einem "Sturz aus der Wirklichkeit", zu einem Schock, zu Unruhe und Angst.


    Häufig wird versucht, die Bedrohung durch die Diagnose mittels Verleugnung zu reduzieren.


    Dieses "Nicht-wahrhaben-wollen" hat einerseits den Vorteil, dass der Betroffene die Tatsache der Diagnose nach und nach annehmen kann.


    Es kann aber auch zu Verhaltensweisen kommen wie: Glauben an eine Fehldiagnose oder Verwechslung bis hin zur Verzögerung oder sogar Verweigerung der notwendigen Behandlung.

    In dieser Phase brauchen die Erkrankten vor allem menschliche Wärme, Verständnis und Verlässlichkeit in menschlichen Beziehungen.


    2) Aggression - Zorn - Wut

    Die Frage "Warum gerade ich?" ist in dieser Phase eine wesentliche und löst bei den Betroffenen Gefühle der Wut, Betroffenheit und Kränkung aus; sie hadern mit Gott und der Welt.


    Oft wird diese Wut und Aggression (die eigentlich der Krankheit gilt) nicht offen geäußert, sondern unbewusst an der Familie, am Pflegepersonal usw. abgeladen,


    was sich dann durchaus in Form von Vorwürfen und Kritik - sogar beleidigend - äußern kann.


    Der Kranke braucht jetzt trotz seines ablehnenden Verhaltens Geduld und ein kontinuierliches aufrechterhaltendes Kommunikationsangebot.


    3) Depression

    Durch die vielfach mit der Erkrankung verbundene zunehmende Funktionseinschränkung von Gliedmaßen, durch Schmerzen,


    Rollenverluste (z.B. als Familienversorger), durch Veränderung des Körperbildes etc. kommt es zu einem Einbruch des Selbstwertgefühls.


    Viele Betroffene stellen sich die Frage: "Was bin ich eigentlich noch wert?" . Verzweiflung und persönliche Verletzlichkeit nimmt zu.


    Der Kranke scheint ständig Hilfe zu fordern, ist aber nicht in der Lage, sie auch anzunehmen.


    Dieses Verhalten stellt für die unmittelbare Umgebung des Betroffenen eine große Herausforderung dar, da gerade jetzt der Patient eine beständige und aufrechterhaltende Beziehung braucht.


    Dem Erkrankten kann dadurch vermittelt werden, dass sein sozialer Rückzug und seine depressive Stimmung als normale Reaktionen auf die Erkrankung verstanden und akzeptiert werden.


    4) Verhandeln mit dem Schicksal

    Nun versucht der Betroffene durch das Erbringen von Opfern (Hinwendung zu zweifelhaften Behandlungsmethoden und Aufbringen großer Geldsummen dafür)


    einen "Handel mit dem Schicksal" zu schließen und dieses Schicksal dadurch hinauszuzögern oder abzuwenden.


    Beratung ist hier besonders wichtig.


    5) Akzeptanz und Annehmen

    Der Erkrankte nimmt seine Erkrankung an. Neue Rollendefinitionen werden gefunden und der Platz im Leben wird wiedergefunden.


    Das Erreichen dieser Phase ist keineswegs selbstverständlich und sie wird nicht immer erreicht.


    Der zeitliche Verlauf der Bewältigung einer Erkrankung sowie die Wichtigkeit und Dauer der einzelnen Phasen sind eng an die Persönlichkeit des Erkrankten,


    seine Erfahrungen im Umgang mit Krisen, seine Erwartungen und an sein soziales Umfeld gebunden. Sie prägen entscheidend den Bewältigungsstil mit.


    Die Aufgabe der Psychologie ist es einerseits, die Patienten in ihrer individuellen Krankheitsbewältigung zu unterstützen und Strategien zur erfolgreichen Bewältigung gemeinsam mit den Betroffenen zu erarbeiten.


    Anderseits gilt es, persönliche Ressourcen zu erschließen, wieder zu aktivieren, aufzubauen, neu zu entwickeln, denn von den eigenen Ressourcen (individuellen Stärken und Fähigkeiten, Hilfsquellen) hängt wesentlich die Lebensqualität ab.

    Das Wissen darüber, wo die Erkrankung sich im alltäglichen Leben bemerkbar macht und was nützt oder schadet, hilft kreative Lösungen zu finden und aktiv etwas für sich zu tun.


    Am besten scheint es dabei jenen Menschen zu gehen, die sich nicht auf die Einschränkungen, sondern auf ihre vorhandenen Fähigkeiten konzentrieren.


    Quelle:

  • Sehr gut, Manu! :Blumenwerfer:


    Es ist wirklich sehr schwierig, mit so einer Erkrankung zurechtzukommen.
    Aber Akzeptanz ist auch meiner Meinung nach der einzig richtige Weg. :Hallo:

    Glück hängt nicht davon ab,
    wer du bist oder was du hast,
    es hängt nur davon ab, was du denkst.

  • stimmt,aber das gilt für alle schwerwiegende erkrankungen.
    der weg zur akzeptanz ist weit und schwierig und manch einer erreicht sie nie.

  • Ich kann für mich schon sagen, dass ich meine Krankheit mehr oder weniger akzeptiert habe.
    Was mir aber zu schaffen macht, ist die schleichende Verschlimmerung! :Goldfischglas:


    Da habe ich mich irgendwie darauf eingerichtet, das Beste aus allem zu machen und dann kommt die nächste Einschränkung.


    Es ist alles nicht leicht, finde ich.

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




    Einmal editiert, zuletzt von Maria ()

  • Diese theoretischen Konstrukte sind mir echt zu abstrakt.
    Ich hatte mal geschrieben, das ich ca zwei Jahre in einer Art "Gefühlsvakuum" lebte, in diser Zeit habe ich mein Leben aufgeräumt. Nicht für meine Familie, für mich war und ist es wichtig, dass gewisse Dinge geordnet sind. Im Rückblick kann ich sagen, die Akzeptanz war sofort da, die vier anderen Phasen kenne ich nicht.


    Was mich immer wieder erstaunt ist die Sichtweise der "Ausenstehenden" die von fatalistisch, über abgeklärt bis "toll" reicht. Kann ich absolut nicht nachvollziehen. Ich lebe mit dem was ich kann und habe, alles andere finde ich Energiverschwendung.

    Einmal editiert, zuletzt von regentage ()

  • jepp ... es sind auch mehrfachantworten möglich, aus gutem grund ...


    wer heut noch in phase 1 ist oder in der 3 feststeckt ... fühlt sich auch in seinen gefühlen bestätigt ... denn all das darf sein! ... es wird sich ändern


    wenn ich an mich denke, glaub ... grad als teenie war ich in der dauerphase 4 :D himmel ... selbst heilkräuter hab ich probiert bis ich nicht mehr vom wc kam


    dann kam über jahre phase 3 ... die im wechsel mit 2 ... besonders umgänglich war ich nicht


    mir half definitiv die verhaltenstherapie um wieder "zu mir" zu kommen


    mittlerweile fühl ich mich stabil in der phase 5 ... ausreißer dürfen auch da sein ... dafür denk ich, ist das ganze auch ne ziemlich große nummer bei uns


    vielleicht hilft es auch dem einen oder anderen gnädiger mit sich zu sein ... und auch für angehörige ist es wichtig, sich dies bewußt(er) zu machen :)

    "... bin da grad in einer phase :D"

  • Bin eindeutig in Phase3. Werde 5 wohl nie erreichen, denke ich. Ich denke auch, dass die die sich in niederen Phasen befinden sich nicht oder selten beteiligen.
    (ich meine, an der Umfrage)

  • hy gute Lilli


    was du meinst, kann ich nachvollziehen ... grad in verbindung mit "gefühlsvakuum" schafft man wirklich sich völlig rational ordnen zu können


    sich intensiver zu fühlen, das bestimmt durchaus verhaltensweisen die vielleicht völlig schwer zu händeln sind und dieses ordnen gar nicht so recht zulassen (schwer auszudrücken)


    so theoretisch ist das gar nicht ... aber kommt auch immer auf den einzelnen typ an, ob man sich drin wieder findet ... ;)


    ist auch nur ne leitlinie ... keine feste regel :)

    • Offizieller Beitrag

    Zitat von simson
    Bin eindeutig in Phase3. Werde 5 wohl nie erreichen ...



    darauf schrieb unsere Manu: " ... dachte ich auch, eine sehr lange zeit sogar "

    Da bin ich voll mit dir ....
    Mitlerweile habe ich Phase 5 erreicht ... Es kommt aber vor, da fall ich in Phase 2 und 3 zürück. Und dann brauchts Freunde, ja und nichtzuletzt unser wunderbares Ataxieforum.
    Phase 1 und 4 sind gottseidank seit Jahren Vergangenheit.


    Also Simson, wir bringen dich schon auf Leval 'ä' Phase 5 :Daumen_rauf:


    LG, Klaus

    • Offizieller Beitrag

    Ihr Lieben,



    ich denke da ähnlich wie unser UndercoverAgent Klaus.



    Das Leben mit einer solchen (oder vergleichbaren) Erkrankung ist irgendwie wie ein Gameboyspiel (obwohl „Spiel“ nicht das richtige Wort ist).



    Man versucht, bis ins nächste Level zu gelangen und wenn man alles „durchhat“, fängt man entweder von vorne an oder schmeißt den Gameboy in die Ecke und ist stolz auf sich, dass man „es“ geschafft hat.


    Ich hab schon alle Levels durch, trotzdem sind sämtliche Level immer wieder präsent, je nach Tagesform und je nachdem, was das Leben gerade für mich bereithält. Daher ist es mir nicht möglich, das Kreuzchen an der „richtigen“ Stelle zu machen.


    Dennoch ein schöner Beitrag von der Streuner-Manu.:Applaus:



    Lieben Gruß


    von der anderen Manu

  • Ich denke auch, dass ich im Level "Akzeptanz" bin.
    Was bleibt einem anderes übrig, als die Krankheit als "das Seine" anzunehmen?
    Das heißt ja nicht -aufgeben- oder -nichts tun-. Manchmal ergeben sich ja doch Chancen und Möglickeiten, die eine oder andere Therapie auszutesten.


    Auch der V erlauf..........., zeitweise schlimm, schlimm.....
    Aber wird
    uns dadurch die Schwere von Irgendjemanden abgenommen? Geht auch garnicht.
    Stillstand? Nein! Irgendwie will ja Jeder, dass es vorwärts geht. Oder zumindest, dass es so ist/ bleibt, um einigermaßen Zurechtzukommen.


    Vielleicht spielt die -Akzeptanz- auch eine Rolle bei der Dauer der Erkrankung?
    Ich weiß von mir, dass ich sehr lange gebraucht hab, um überhaupt zu verstehen:
    Ich bin krank.


    Lange spielte ich mit dem Gedanken: "Was alleine kommt, geht auch wieder von allein."
    Heute bin ich schon froh, wenn es mir so geht, wie gestern. Also nicht schlechter.


    Dank dem Forum kann man auch noch viel dazu lernen. Sei es über Medis, die man (ich) noch garnicht kannte oder sonstige Erfahrungen, Tipps und Hinweise.


    Auch wenn wir -Ataxiebezogen- in der Minderheit sind, merkt man hier:
    "Ich bin mit der Krankheit nicht allein. Die Probleme anderer gehören auch mir!"


    Das hilft zwar gesundheitlich nicht weiter, aber es ist trotzdem wie eine -kleine Therapie-,
    man muss weitermachen...., das Beste von dem noch Vorhandenem nutzen....ausbauen.....und
    irgendwann akzeptieren. Es ist nun mal so, ob ich will oder nicht.


  • Guten Morgen zusammen,


    ich kann diese Krankheit immer noch nicht akzeptieren und suche noch nach Auswegen... Aber je öfter man vor eine Wand läuft, weil es keine Verbesserung gibt umso näher kommt man der Phase 5, jetzt zur Zeit würde ich mich eher in Phase 1/2 sehen...

  • Hallo !
    Ich glaube ich bin 2Jahren von Phase 1 gleich in
    Phase 5 gekommen.
    Ich finde eine Akzeptanz ist unbedingt erforderlich,
    aber nicht immer zu erreichen.
    LG Wuschel

  • Ich glaube bin in Phase2 und 3.
    Ich kann die SCHEIß Krankheit nicht annehmen.


    LG ANGELA

  • Es ist echt sehr schwierig.
    Ich bin die ersten Jahre auch nur in Phase 1 gewesen.
    Erst nach der endgültigen Diagnose in Tübingen, hatte ich etwas mehr Klarheit.


    Frau Dr. Bürk, damals war sie noch nicht Professsor, hat miich auf die DHAG aufmerksam gemacht.


    Beim ersten Besuch der Mitgliederversammlung 2002 habe ich so viele nette Leute kennengelernt, die alle so toll mit dieser schweren Erkrankung umgwhen,


    Dadurch bin ich sofort in Phase 5 gewechselt! :LaOla:

    Glück hängt nicht davon ab,
    wer du bist oder was du hast,
    es hängt nur davon ab, was du denkst.

  • Vielen Dank "Streunerle" für den "gelungenen" Thread!
    Ich schwanke zwischen den Phasen 1, 3 und 5.


    Auch wenn ich schon 2 Jahre in diesem Forum bin, kommt es mir vor, als wenn ich ganz neu bin.


    Natürlich hat sich schon was verändert, aber die Phase 5 werde ich wohl nie ereichen.


    Mir macht die allmälige Verschlechterung sehr zu schaffen. An nichts kann man sich gewöhnen!


    Da kann ich Angela nur zustimmen: Sch...Krankheit!


    LG
    Sabine

  • Ist es nicht so, dass Phase 5 auch die Annahme des Todesurteils ist? Ist es wirklich erstrebenswert sich "abzufinden"? Ich glaube, es kommt doch auf den Verlauf an. Also mit mehr als 10 Jahren könnte ich mich anfreunden. Aber innerhalb von 2 Jahren so einen Verfall zu erleben.... wie soll man da Phase 5 erreichen?

  • Ich pendel auch zwischen den "Phasen".


    Wenn ich gedacht habe, ich könnte es irgendwie akzeptieren, kommt der nächste Rückschlag, bzw. die nächste Verschlimmerung! *peng*


    LG Maria :Weinen:

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




    Einmal editiert, zuletzt von Maria ()