Bungalowboot-Urlaub

  • Reisebericht „Mit dem Hausboot auf der Havel“ 2015



    Hallo Forum,
    wir möchten von unserem Urlaub auf einem Hausboot berichten. Aufmerksam auf den Anbieter wurden wir auf der Messe IRMA in Bremen. Hinter dem Stand hing ein Poster mit gemütlich sitzenden Leuten auf einer Bootsterrasse in der Abendsonne - da wusste ich, DAS willste auch haben! Nach einem Jahr war es jetzt soweit.


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    Wir mieteten das größere der rollstuhlgerechten Boote, 11,60 m lang und knapp 5 m breit, ein ziemlicher Trumm. Dafür hat es innen viel Platz: zwei Schlafzimmer, großer Wohnbereich mit Küche, rollstuhlgerechter Toiletten-/Duschraum und große Terrasse im Vorschiff, die sich bei Regen durch Planen sehr einfach zum Wintergarten herrichten lässt. Pfiffig ist auch, dass sich der Duschstuhl draußen mit einer Winde ins Wasser absenken lässt, damit auch die Rollifahrer mal baden können.
    Dani hatte mit ihrem Rollstuhl (ca. 66 cm breit) an den "Engstellen" neben dem Bett und auf Klo gerade ausreichend Platz, sonst sowieso. Zum Umsetzen vom Rollstuhl aufs hohe Bett musste ich ihr helfen, die über dem Bett hängende "Strickleiter" als Hilfe zum Aufrichten im Bett nützte ihr dazu nichts.
    Für das An- und Ablegen müssen mindestens zwei Gesunde an Bord sein, unsere Tochter und ihr Freund waren einverstanden eine Woche mit uns Alten zu verbringen. Wir übernahmen die Kosten, die beiden dafür die Zubereitung der Mahlzeiten. Ursprünglich wollten wir mit einem zweiten "Rolli-Päärchen" fahren, was daran scheiterte, dass nur ein Schlafzimmer rollstuhlgeeignet ist.


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    Start und Ziel der Reise war Plaue, nicht zu verwechseln mit Plau am See. Es liegt dicht westlich von Brandenburg an der Havel. Von dort aus sind verschiedene Reviere erreichbar, Natur satt. Als blutige Landratte kann man/frau in ca. zwei Stunden einen "Charterschein" machen und darf damit die Reviere ohne Berufsschiffahrt befahren, z.B. von Plaue aus die Havel abwärts bis zur Elbe.
    Wir nahmen die Route Richtung Brandenburg, Potsdam und Berlin. Bei uns an Bord waren sich alle einig, möglichst viel in der Natur zu sein und nachts am Ufer zu ankern statt in Häfen anzulegen.
    Am ersten Abend gab es Gewitter und den dazu gehörigen Sturm, aber die beiden Ankerpfähle, die im seichten Wasser in den Grund gedrückt werden, hielten uns trotzdem fest.
    Am nächsten Tag galt es, die Schleuse in Brandenburg zu meistern. Da diese großen Hausboote nicht gut zu manövrieren sind lagen wir irgendwann quer in der Schleusenkammer, geplant war es anders. Ging zwar trotzdem, war aber der natürlichen Autorität des Kapitäns etwas abträglich...
    Die Nacht verbrachten wir in einem Havel-Altarm vor der Kleinstadt Ketzin. Hier war er also, der "Poster-Abend": Sitzen auf einer Terrasse unmittelbar über dem Wasser, Rotweingläschen in der Hand, Lugen und Lauschen auf fremdartige Geschöpfe und Geräusche im Uferschilf, Sterne und Mond, das volle Programm.


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    Die nächste Nacht lagen wir vergleichsweise unromantisch am Anleger eines Fischlokals in der Stadt Werder weil Regen und Wind drohten und der nächste geplante Ankerplatz noch weit entfernt lag. Das Fisch-Essen bei "Arielle" zog einiges wieder glatt. Da der Steg die gleiche Höhe hatte wie das Boot brauchten wir nicht mal die Boots-Rampe damit Dani an Land kam.
    Unter der Glienicker Brücke - hier wurden im Kalten Krieg bevorzugt Spione ausgetauscht - kratzten wir am nächsten Tag so gerade eben Berliner Territorium. Geankert wurde in der Sacrower Lanke, wieder mittendrin in der Natur. Theoretisch hätten wir jetzt weiter durch Berlin fahren können, aber mit dem schwer lenkbaren Boot auf engen, langweiligen Kanälen durch den lauten Großstadtdschungel ist das kein Vergnügen. Wir machten uns auf die Rückreise.


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    Das Boot ist für eine gewisse Zeit autark, denn mit Strom, Wasser- und Abwassertank, Gas fürs Kochen, den Kühlschrank und die Heizung sowie Benzin für den Außenborder ist für ca. eine Woche alles vorhanden, nur so gedankenlos wie an Land sollte man/frau nicht alles verbrauchen. Sonst muss nachgebunkert werden, dafür gibt es in verschiedenen Häfen Gelegenheit.
    Auch die Toilette ist so ein Fall für sich. Mit der Hand pumpend wird sie betätigt, Seewasser wird angesaugt und in den Abwassertank gespült. Das Pumpen erfordert Kraft (ich musste das für Dani übernehmen) und dreimal Wehe, zu viel oder das falsche, nämlich das normale Klopapier wird benutzt. Dann ist das Ding verstopft, nichts geht mehr! Der Service muss kommen und lässt sich das gebührend bezahlen. Aber uns passierte das zum Glück nicht!
    Nur in zwei Nächten hatten wir Insekten in Mengen zu Besuch. Im Boot selbst gab es
    keine Probleme, weil alle Fenster gute Fliegengitter haben. Draußen ließen sich die Biester mit einem entfernt aufgestellten Licht überlisten, das war zum Glück attraktiver als wir.


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    Fazit
    Wir werden es wieder machen, das Naturerlebnis, die Landschaft und das Leben auf dem Hausboot sind einfach umwerfend. Man/frau muss sich nur zutrauen, so ein Boot zu führen und bereit sein, im Vergleich zum Landleben kleine Einschränkungen bezüglich der Bequemlichkeit in Kauf zu nehmen.
    Außerdem darf es nicht schrecken, dass barrierefreie Anlegemöglichkeiten nicht überall vorhanden sind, das von-Bord-kommen also auch mal ausfallen kann. Durch eine gute Reiseplanung lässt sich aber auch das vermeiden. Es gibt vom Vermieter Listen mit barrierefreien Häfen. Im Internet findet sich der Ha
    usboot-Vermieter unter bunbo.de


    Dani und Karl

    18 Mal editiert, zuletzt von Hugoline ()

  • liebe dani,
    danke für deinen anschaulichen bericht. war bestimmt ein toller urlaub für euch.
    da hat man noch lange was von.


    lg sabine

  • Hallo Dani,
    die Fotos in Deinem Album sind einfach toll. :Daumen_rauf:
    Das muss ein schönes Erlebnis gewesen sein.


    LG Maria

    Liebe Grüße von Maria

    Die wahren Lebenskünstler sind bereits glücklich, wenn sie nicht unglücklich sind

    (Jean Anouilh)




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