Austausch: Kinder von betroffenen Eltern

  • Hallo zusammen,


    Ich heiße Miklas und bin seit ca. 3 Jahren Mitglied der DHAG und ungefähr genauso lange in der Angehörigenarbeit aktiv.


    Mein Vater lebt gerade mit der SCA 6. Wir sind 4 Kinder.


    Bei unserem kürzlich vergangenen Angehörigenseminar in Loccum-Rehburg kam in einer interessanten Gesprächsrunde die Idee auf, vielleicht mal eine Austauschmöglichkeit anzufragen für eben diese Gruppe, welche ich im Titel versucht habe zu beschreiben. Es geht um Kinder von Ataxie-betroffenen Eltern jeden Alters, von jung bis alt. Ich gehöre selbst zu dem besagten Personenkreis und stelle mir immer mal wieder die Frage nach einem möglichen Gentest, welche Vorteile oder Nachteile würde es mit sich bringen, zu wissen, dass man/frau eines Tages die Krankheit von den Eltern erbt? Genauso beschäftigt mich (und meiner Partnerin) das Thema Kinderwunsch und Ataxie. Wäre es womöglich unverantwortlich, Kinder in der Welt zu setzen, ohne sich vorher testen zu lassen? Wie gehe ich damit um, dass ein Teil meiner Eltern im Laufe ihres Lebens eine schwere körperliche Behinderung erwerben wird bzw. erworben hat? Wie kann ich unterstützen, ohne, dass es mich zu sehr vereinnahmt?


    Habt ihr vielleicht die selben Fragen oder noch ganz andere? Meldet euch gern, falls ich euer Interesse geweckt habe. Ich freue mich auf eure Antworten.


    PS: Ein Treffen via Zoom wäre möglich :)


    Liebe Grüße

    Miklas

  • Ich bin Sohn und Betroffener, aber hatte die selben fragen. Ich für mich hätte ein pragmatisches Vorgehen. Sind die Kinder unauffällig, dann würde ich grundsätzlich nicht testen. Sind die Kinder auffällig, dann würde ich testen, alleine als Diagnoseberechtung gegenüber der Kasse für die KG.

    Aber habt ihr Kinderwunsch, geht zur humangenetischen Beratung. Für eben solche Fragen gibt es die. Aber ich würde dann eher testen.


    Da kenne ich mich jetzt nicht aus, aber vielleicht kann irgendwie die gesunden Spermien selektieren?



    Und die ethische Entscheidung hängt so ein bisschen vom Verlauf ab. In welchem Alter kam welches Symptom. Meine Probleme kamen so Mitte des Lebens, die ersten 40 Jahre habe ich im Sinne von lebenswert ja viel erlebt.


    Das wäre mein Vorgehen, aber vielleicht helfen dir die Gedanken.

  • Da schließe ich mich vollkommen an.

    Ich bin Betroffene und Mutter einer Tochter.

    Test erst wenn es Auffälligkeiten gibt oder Kinderwunsch da ist.

    Bei Kinderwunsch gibt auch Möglichkeiten.

    Eine humangenetische Beratung finde ich persönlich wichtig,aber die Entscheidung,wie es weitergeht,muß jeder für sich treffen.

  • Da kenne ich mich jetzt nicht aus, aber vielleicht kann irgendwie die gesunden Spermien selektieren?

    Spermien selektieren geht meines wissen nicht, aber entnommene Eier befruchten und die dann selektieren und wieder einpflanzen, das geht.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.

  • Spermien selektieren geht meines wissen nicht, aber entnommene Eier befruchten und die dann selektieren und wieder einpflanzen, das geht

    Können die befruchteten Eizellen dann genetisch untersucht und selektiert werden, weißt du das?

  • Glück auf

    Können die befruchteten Eizellen dann genetisch untersucht und selektiert werden, weißt du das?

    Ja mit Hilfe der Präimplantationsdiagnostik.

    Ist aber ein ganz heißes Thema.

    Soviel ich weiß ist es in DE zurzeit verboten, weshalb betroffenen Paaren nur der Weg ins Ausland bleibt.


    Bitte in diesem Zusammenhang nicht von Selektion reden.


    Jens

    per aspera ad astra

  • Mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) geht das. Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher wie das rechtlich geregelt ist, Dr. Kreuz hatte dazu viel in dem Online-Vortrag gesagt. Ich glaube in D ging das nicht so einfach.

    Tatsächlich ist Miklas ja noch ungetestet aber im Sinne der Familiengeschichte als gefährdet einzustufen. Ohne ein positiven Test - hoffentlich nicht - macht die PID keinen Sinn. Ist der Gentest von Miklas negativ, geht von der SCA ja keine Gefahr aus. Das wird man nicht umschiffen können.

    Anders herum, wäre das PID positiv, so wäre Miklas auch erkrankt. Ist die PID negativ, ist das Kind gesund aber Miklas könnte trotzdem erkrankt sein.

    Umlaute sind ueberbewertet!

  • Selektion ist historisch natürlich vorbelastet, wie wäre denn das politisch korrekte Pendant? Du weißt sicher was ich meine, aber wie drücke ich mich richtig aus?

  • Ich möchte nur darauf hinweisen, dass man nach einem pos Gentest Probleme bei einem Wechsel der Krankenversicherung oder bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung oder einer Pflegeversicherung bekommen könnte.

    Das dürfte je nach Familienanamnese und eigener Beschwerden aber auch schon vorher ein Problem sein können.


    Ich bin kein Versicherungsexperte und werfe das hier nur ein, damit jeder, den das betreffen könnte, sich evtl. informieren kann.

  • Mittels Präimplantationsdiagnostik (PID) geht das. Ich bin mir aber nicht mehr ganz sicher wie das rechtlich geregelt ist, Dr. Kreuz hatte dazu viel in dem Online-Vortrag gesagt. Ich glaube in D ging das nicht so einfach.

    Eine Zusammenfassung des Quartalsvortrages vom 13.06.2023 von Dr. Friedmar Kreuz finden DHAG-Mitglieder im Fundus 3/2023 ab Seite 9.

    Der Titel lautet

    Vorgeburtliche Diagnostik: Methoden - Recht - Ethik -Psychosoziales

    Humpty Dumpty sat on a wall, Humpty Dumpty had a great fall.
    All the King's horses and all the King's men, couldn't put Humpty together again.

  • Das ist ein wichtiger Punkt, den Mina anspricht. Man sollte sich immer auch der sozialrechtlichen Auswirkungen eines positiven Testes bewusst sein. Hier geht es oft um existenzielle Folgen

  • Es wird z.B. an der UK-Lübeck praktiziert. Der Weg zu der Lösung ist nicht ohne. Unter anderem ist die Entscheidung eines Ethikrats vorgeschaltet, Genaueres kann ich nicht dazu sagen.

    In diese Welt zu passen, war noch nie ein Kompliment.

    Satire zu schreiben, ist heute das Wagnis, mit der Realität zu konkurrieren.

  • Hallo Miklas,


    ich war in der Humangenetik der MHH Hannover, aber meine Ataxie konnte nicht genetisch nachgewiesen werden.

    Sofern dies der Fall gewesen wäre, hätte es die Möglichkeit für meine Kinder ergeben, sich ebenfalls auf Ataxie testen zu lassen.


    Ich nehme an, das dies auch an weiteren Unikliniken möglich sein sollte, denn bei deinem Vater scheint es ja nachgewiesen zu sein

  • Es gibt sehr viele Meldungen dazu! Ich hasse meine Eltern dass sie mir sowas angetan haben. Niemand sollte diese Krankheit bekommen. Aber ich hab SCA1 und es kam immer früher pro Generation. Bei mir kam es mit 32 und ich hatte im Sommer einen heftigen Schub wegen einer Schwangerschaft und ich musste abtreiben.


    Also bitte lass dich testen!

  • Hallo zusammen


    Vielen Dank für all eure Kommentare! Vieles von dem was ihr sagt, sind auch Dinge mit denen ich mich beschäftige, wenn es darum geht einen positiven Test in den Händen zu halten...

  • Glück auf

    Ich hasse meine Eltern dass sie mir sowas angetan haben

    Natürlich könnte ich meine Eltern dafür hassen, aber ich tu es nicht.

    Ich könnte jetzt einfach sagen, das sie es nicht gewusst haben und das stimmt ja auch. Sich aber darauf rauszureden wird dem ganzen nicht gerecht.

    Trotz allen muß ich sagen das ich eine schöne Kindheit und Jugend hatte.

    Meine Eltern haben mir nicht nur geholfen wo es ging, sondern sie hatten auch Verständnis für Probleme die hatte und sie waren die wenigen Personen die sich psychisch in mich reine versetzen konnten, etwas was ich heute bei manchen Leuten schmerzhaft vermisse.


    Nein auf meine Eltern lasse ich nichts kommen.


    Jens

    per aspera ad astra

  • Da schließe ich mich voll an.

    Früher war die Medizin noch nicht so weit und es wird eine Zeit geben,da bekommt man die Ataxien in den Griff.

    Das soll natürlich nicht verharmlosen,aber man lernt mit der Zeit mit den Symtomen

    zu leben.

  • Aber meine Mutter ist eine Narzisstin und hat Medizin studiert und sie hat meinen Vater, der mittlerweile lange tot ist, wegen der Diagnose verlassen. Ich war schon früh auf mich gestellt und musste meine Schwester erziehen. Und dann diese Krankheit in jungen Jahren.


    Ich kann damit leider nicht leben.

    Einmal editiert, zuletzt von schleicher () aus folgendem Grund: Ein Beitrag von Nathalie mit diesem Beitrag zusammengefügt.

  • Ich könnte jetzt einfach sagen, das sie es nicht gewusst haben und das stimmt ja auch.

    Genau, so seh ich dies auch


    Wenn aber diese Krankheit in der Familiengeschichte bereits bekannt ist, sollte man sich vor dem Kinderwunsch infomieren

    (Partnertest)